30 Jahre Städtepartnerschaft Köln-Kattowitz

Begonnen hat alles mit der Beschäftigung Kattowitzer Krankenschwestern in einem Kölner Krankenhaus. Danach folgte ein gegenseitiger Wechsel zwischen deutschen und polnischen Beamten. Und am15.März 1991 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Köln und Kattowitz (Katowice) durch die damaligen Oberbürgermeister Norbert Burger und Jerzy Śmiałek besiegelt. Von Beginn an waren die Städte hervorragende Partner, sowohl im kulturellen als auch im wirtschaftlichen Bereich. Stetige Zusammenarbeit zeigt sich in vielen gemeinsamen Projekten und Veranstaltungen: direkte interinstitutionelle Zusammenarbeit von Musikern, die Organisation von Konzerten, künstlerischen Darbietungen und Festivals, Foto- und Kunstausstellungen. Auch gemeinsame Konferenzen, Seminare, Turniere und Wettbewerbe, wie z. B. die kulinarischen Meisterschaften, bei denen Kinder und Jugendliche mit Behinderungen zusammenkommen, verbinden, ebenso wie die Sportwettbewerbe, Fußballspiele oder der Marathon, an dem in diesem Jahr der Kölner Bürgermeister Andreas Wolter teilgenommen hat.

Organisierte Reisen von und nach Kattowitz ergänzen das Programm und lassen die Bürger zwischen Rhein und Rawa zusammenwachsen, getreu dem Motto „Lebendige Städtepartnerschaft“. 

Stolperstein in Barcelona

Von August 2016 bis Oktober 2020 hat der Partnerschaftsverein Köln-Barcelona mit seiner Vorsitzenden Heike Keilhofer immer wieder gebaggert, nun haben sie es geschafft: nicht zuletzt durch den Druck der Medien, auch der Sozialen, hat die Stadt Barcelona die Genehmigung erteilt, vor dem Sitz des Regierungspräsidenten, gegenüber vom Rathaus einen Stolperstein zu verlegen.

Die Idee der „Stolpersteine“ hatte vor über 25 Jahren der deutsche Künstler Günter Demnig, man findet sie mittlerweile überall auf der Welt. Erinnern sollen sie an die Deportation und Ermordung der Juden und an die Opfer des Nationalsozialismus. „Unsere Initiative und unsere Hartnäckigkeit wurden belohnt. Wir sind wirklich stolz.“ so die Vorsitzende. „Außerdem haben wir dazu beigetragen, dass es im Katalanischen ein neues Wort gibt: Stolperstein! Alle Medien und sogar das Satireprogramm „Polonia“ haben darüber berichtet.“

Der Stolperstein wurde in Erinnerung an die Ermordung des letzten Katalanischen Präsidenten Lluís Companys verlegt, der vor Franco ins Exil nach Paris geflüchtet war und dort von der Gestapo aufgegriffen und an die Franquisten ausgeliefert wurde. Nach einem Schauprozess wurde er erschossen. Dieser Teil der gemeinsamen Geschichte von Deutschland und Spanien ist kaum bekannt und deshalb ist es wichtig, dass Partnerstädte auch an ihrer Vergangenheit gemeinsam arbeiten und erinnern. Besonders emotional war, dass der Stolperstein von der Großnichte Companys persönlich verlegt werden konnte.

Bethlehem zwischen Kunst und Widerstand

Es gibt noch ein Jubiläum zu feiern: die Städtepartnerschaft zwischen Köln und Bethlehem wird 25 Jahre alt. Als die OBs Burger und Nasser 1996 die Partnerschaftsurkunde unterschrieben, war es keineswegs selbstverständlich, dass die Bürger der Städte so eng zusammenrücken würden. Das gelingt dem Partnerschaftsvereins und seinen 170 Mitgliedern nach wie vor durch die Unterstützung vieler Projekte sozialer Natur aber auch durch das Einwerben von Geldern, z. B. für die Restauration der Geburtskirche. Nicht nur der Israel-Palästina-Konflikt, der immerdar präsent ist und viele Begegnungen kompliziert macht, auch die letzten 16 Monate mit der Pandemie unter der Besatzung haben viel Engagement gefordert.

Nachdem im ersten Halbjahr alle Jubiläums-Veranstaltungen abgesagt werden mussten, war es umso erfreulicher, dass der Bethlehem-Tag am 21. August 2021 im Rautenstrauch–Joest–Museum stattfinden konnte.
Unter dem Motto „Bethlehem zwischen Kunst und Widerstand“ war die Partnerstadt mit allen Sinnen zu erleben und lud zu einem Perspektivwechsel ein. Mit der Fotoausstellung „Mein Bethlehem“ zeigten Jugendliche aus dem Flüchtlingslager Dheisheh ihr Lebensumfeld, der Workshop über den palästinensischen Volkstanz „Dabke“ war gut besucht, Kurzfilme erzählten über Bethlehem und Palästina und Bashar Shammout referierte über Kunst als Mittel des politischen Widerstands. Begleitet wurde der Tag durch Levantinische Köstlichkeiten im Beduinenzelt und eine Ausstellung alter palästinensischer Trachten. Für die kommenden Wochen sind weitere Veranstaltungen geplant, unter anderem eine im Literaturhaus am 2. Oktober, wo der bekannte Schauspieler Bernd Reheuser aus dem Buch „Apeirogon“ liest. Ex-Bürgermeisterin Angela Spizig übernimmt die Moderation, der Autor Colum Mccann wird aus New York zugeschaltet.

Solidaritätsreise zur Partnerstadt Tel Aviv

Auch in schwierigen Zeiten Solidarität vor Ort zeigen, das war der Gedanke, als sich Monika Möller, die Vorsitzende des Städtepartnerschaftsverein Köln-Tel Aviv, entschloss, trotz Raketenbeschuss und Pandemie mit einer kleinen Delegation unsere Partnerstadt zu besuchen.

Momentan ist es wegen der Covid-Beschränkungen schwer möglich, Israel zu erreichen. So fallen auch die jährlichen Reisen des Kölner Partnerschaftvereins seit fast zwei Jahren aus. Für die „Solidaritätsreise“ im Juli haben sich die Vorstandsmitglieder strengen Gesundheitstest unterziehen müssen. Dann jedoch konnten sie einen fast regelfreien Alltag genießen.

Bei den Treffen mit Stadtverwaltung und Bürgermeisteramt wurden konkrete Verabredungen für die Zukunft getroffen, zum Beispiel der Austausch umweltpolitischer Themen sowie die Ausweitung des Schüleraustausches und der Besuch des Jugendorchesters der Rheinischen Musikschule.

Der enge Kontakt unter den Städten beruht auf Gegenseitigkeit. So hat Tel Aviv das Rathaus nach der Überschwemmungskatastrophe in Deutschland in schwarz-rot-gold angestrahlt. „Das ist ein starkes Zeichen,“ so Monika Möller, „man nimmt dort sehr genau wahr, was bei uns passiert. Deshalb ist es unverzichtbar, bei uns gegen Antisemitismus vorzugehen und gleichzeitig in Israel Solidarität zu zeigen.“

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